Warum fliehen Menschen?

Verschiedenste Gründe zwingen Menschen dazu, ihr Heimatland zu verlassen: politische, rassistische, religiöse oder auf sexueller Orientierung und/oder Identität beruhende Verfolgung, unmenschliche Behandlung und Unterdrückung, Krieg, innerstaatliche Konflikte, Verlust von Lebensraum, Armut und Hunger sind nur einige. Wirtschaftliche Not wird nicht als Fluchtgrund anerkannt, obwohl sie sich häufig als Konsequenz politischer Konflikte oder klimatischer Veränderungen ergibt. Aus der Flucht vor Umweltkatastrophen, steigenden Meeresspiegeln oder Hungersnöten entsteht bisher kein Anrecht auf Asyl. Doch der Menschenrechtsausschuss der Vereinten Nationen hat festgestellt, dass die Klimakrise durchaus ein Asylgrund sein kann. Zwischen Klimawandel, Migration und Flucht besteht ein Zusammenhang, der aktuell politisch und rechtlich noch weiter diskutiert werden muss.
Neben den genannten Gründen kommen für Mädchen und Frauen auch Motive wie Bedrohung durch ihre Familie oder ihren Partner, Zwangsverheiratungen, Gewalt im Namen der Ehre, Genitalverstümmelungen und häusliche Gewalt hinzu – Gefahren also, denen Männer in der Regel nicht in diesem Maße ausgesetzt sind. Ferner werden viele Personen aufgrund ihrer sexuellen Identität und Orientierung in ihren Herkunftsländern verfolgt und bedroht.

Hinter jeder Fluchtgeschichte stehen Einzelschicksale von Menschen, die sich aus verschiedensten Gründen zur Flucht gezwungen sahen. Kein Mensch setzt sein Leben leichtsinnig aufs Spiel und lässt freiwillig Familie, Freund:innen und jeglichen Besitz auf unbestimmte Zeit zurück. Bei vielen Fluchtgründen tragen Industriestaaten wie Deutschland eine Mitverantwortung. Waffenlieferungen, Umweltverschmutzung, Ressourcenausbeutung, fortwirkende Folgen der Kolonialpolitik sowie wirtschaftliche und politische Interessen des Westens stehen Bemühungen um Frieden und soziale Gerechtigkeit oftmals entgegen.

 

Stand August 2021