Der Flüchtlingsrat Thüringen e.V. hat die Solidarische Tauschinitiative in Thüringen am Internationalen Tag der Menschenrechte, den 10.12.2024, mit dem „Leuchtturm 2024“ für ihr herausragendes Engagement für die Rechte von Geflüchteten ausgezeichnet.
Die feierliche Preisverleihung fand am Dienstagabend im Café Duckdich des Kulturzentrums Engelsburg in Erfurt statt. Die Solidarische Tauschinitiative erhielt den diesjährigen Preis für ihr Engagement gegen die diskriminierenden Auswirkungen der Diskriminierungskarte für Geflüchtete in Thüringen. Herzstück der Tauschinitiative sind die Gutscheintauschstellen in Erfurt, Jena und Greiz, die den Betroffenen ein Stück wirtschaftliche Freiheit und Selbstbestimmung zurückgeben.
„Die Solidarische Tauschinitiative zeigt eindrucksvoll, wie Solidarität und Selbstorganisation diskriminierende Strukturen überwinden können“, sagte Nour Al Zoubi vom Flüchtlingsrat Thüringen e.V. bei der Preisverleihung.
Der Flüchtlingsrat Thüringen e.V. dankte allen Nominierten für ihren Einsatz und die gegenseitige Unterstützung im Alltag. „Mit dem Preis möchten wir das Augenmerk auch auf die Möglichkeiten des Engagements lenken und andere dazu inspirieren, selbst aktiv zu werden. Die Solidarische Tauschinitiative erinnert uns daran, dass Solidarität mehr ist als ein Wort – sie ist eine Haltung, die Veränderung möglich macht“, erklärte Al Zoubi weiter.
Der Preis wurde in diesem Jahr zum 17. Mal verliehen und war mit 250 € dotiert. Der Flüchtlingsrat Thüringen e.V. wünscht der Solidarischen Tauschinitiative sowie allen Aktiven weiterhin viel Kraft und Erfolg bei ihrer wichtigen Arbeit.
Diskriminierungskarte - Die Diskriminierungskarte für Geflüchtete schränkt die finanzielle Autonomie und damit ihre wirtschaftliche sowie soziale Teilhabe massiv ein. Sie führt nicht nur zu praktischen Schwierigkeiten, wie dem Ausschluss von Wochenmärkten, Second-Hand-Läden und kleinen Anbietern. Kritik richtet sich zudem gegen den Kontrollcharakter der Karte: Ausgaben können nachverfolgt werden, was einen Eingriff in die Privatsphäre der Nutzer:innen darstellt. Zusätzlich verschärft die Bargeld-Obergrenze von 50 Euro pro Monat die Einschränkungen und erlaubt keine freie Verwendung des Geldes für persönliche Bedürfnisse. Die Diskriminierungskarte ist ein Werkzeug, das auf Exklusion statt auf Teilhabe setzt und die Betroffenen systematisch benachteiligt. Erst am 09.12.2024 veröffentlichte der Flüchtlingsrat Thüringen e.V. eine neue Recherche zum Flickenteppich der Diskriminierungskarte in Thüringen.
„Tahqiq“ - Das Netzwerk „Tahqiq“ besteht aus Geflüchteten, die sich in Thüringen zusammengeschlossen haben, um ihre Rechte einzufordern und sich gegenseitig zu unterstützen. Sie arbeiten aktiv gegen die diskriminierenden Auswirkungen der Diskriminierungskarte und organisieren sich, um Herausforderungen wie Stigmatisierung und die zunehmenden Restriktionen in der Asylpolitik zu bewältigen. Durch ihre Selbstorganisation inspirieren sie andere Geflüchtete und setzen ein klares Zeichen für Selbstbestimmung.
Seebrücke Erfurt - Die Seebrücke Erfurt engagiert sich aktiv für die Rechte von Geflüchteten. Mit Demonstrationen, Workshops, Lesungen und Aktionen wie dem „Solidarischen Wintermarkt“ setzen sie wichtige Zeichen für Menschlichkeit und Solidarität. Mehr Informationen finden Sie unter Seebrücke Erfurt und auf Instagram.
Seebrücke Jena - Die Seebrücke Jena ist eine engagierte Gruppe, die sich für sichere Fluchtrouten, Solidarität mit Geflüchteten und menschenwürdige Aufnahme einsetzt. Sie organisieren regelmäßig Proteste, Bildungsinitiativen und andere Veranstaltungen, um auf die Rechte von Geflüchteten aufmerksam zu machen. Weitere Informationen finden Sie unter Seebrücke Jena und auf Instagram.
Aktionsbündnis Kolibri - Das Aktionsbündnis Kolibri in Greiz setzt sich für Demokratie, Vielfalt und eine offene Gesellschaft ein. Mit kreativen Aktionen wie dem Demokratiefest, Mahngängen zu Stolpersteinen und Protesten gegen rechtsextreme Demonstrationen leistet das Bündnis wichtige Arbeit zur Förderung einer toleranten Zivilgesellschaft. Besonders hervorzuheben ist die Unterstützung der Gutscheintausch-Börse, die Geflüchteten mehr finanzielle Freiheit ermöglicht.
Tauschstellen – Die Gutscheintauschstellen sind Orte, an denen Geflüchtete Einkaufsgutscheine, die sie mit der Diskriminierungskarte erworben haben, gegen Bargeld tauschen können. Aktuell sind die Tauschstellen in Erfurt in der Universal Drogerie (Webergasse 25, 99084 Erfurt) sowie im Café Nilo’s (Kreuzgasse 3, 99084 Erfurt) zu finden. In Jena wird in den CT Spätis Ost (Karl-Liebknecht-Str. 12, 07749 Jena) und Süd (Westbahnhofstr. 4, 07745 Jena) getauscht. In Greiz befindet sich die Tauschstelle in Kulturzentrum „Siebenhitze Greiz“ (Siebenhitze 51, 07973 Greiz).