Pressemitteilung der IBA Thüringen vom 04. Mai 2016
IBA Thüringen sucht mit Projektaufruf ‚Arrival STADTLAND’ Modelle einer neuen Integrations- und Baukultur
Mit dem Projektaufruf ‚Arrival STADTLAND’ sucht die IBA Thüringen leerstehende Gebäude, gute Ideen und aktive Menschen, um gemeinsam mit ihnen Modellprojekte einer gelungenen Integrations- und Baukultur zu entwickeln. Es geht um Orte des Ankommens und Bleibens für eine neue Generation von Einwohnern, die aus dem Zuzug vieler Menschen aus den Krisenregionen dieser Welt resultiert. Der Leerstand zahlreicher ortsbildprägender Gebäude in den Städten und Dörfern – von der IBA als LeerGut bezeichnet – bietet hierfür eine wertvolle Grundlage.
„Die Integration von geflüchteten Menschen ist ein vielschichtiger, zeitaufwendiger, aber auch lohnender Prozess für alle Beteiligten. Mit dem Projekt ‚Arrival STADTLAND’ der IBA Thüringen wird ein neues Integrationsprojekt zur Förderung von Gegenseitigkeit, Verständnis füreinander und zur aktiven Gestaltung eines Miteinanders initiiert. Durch das Leben und Wohnen in gemeinsam gestalteten, ehemaligen Leerräumen soll den Zugewanderten in Thüringen ein Ankommen ermöglicht werden; sie finden ein neues Zuhause, sie wachsen in der Gesellschaft und Gemeinschaft und können sich eine Zukunft aufbauen“, so Mirjam Kruppa, Beauftragte des Freistaats Thüringen für Integration, Migration und Flüchtlinge.
Ziele des Projektaufrufs
- die qualitätsvolle Sanierung und Wiedernutzung leerstehender Immobilien in den Städten und Gemeinden Thüringens
- die Gestaltung von Heimat für Geflüchtete in Thüringen, insbesondere im ländlichen Raum
- die Einbindung des Projekts in die Dorf- beziehungsweise Stadtentwicklung und die Integration der Geflüchteten in das Gemeinschaftsleben vor Ort.
Gesucht werden Orte, Menschen, Ideen
- interessante und entwicklungsfähige Gebäude, die für Wohn-, Sozial-, Kultur- und Bildungsprojekte geeignet sind und von den Eigentümern zur Verfügung gestellt oder selbst entwickelt werden
- Institutionen wie Stiftungen und Hochschulen, bürgerschaftliche Initiativen, Netzwerke, Vereine, Architekten, Ingenieure, Unternehmen, Kommunen, Einzelpersonen mit Lust auf Zukunft, die im besten Fall nicht für sondern mit Geflüchteten gemeinsam Modellprojekte zur Integration in Thüringen realisieren möchten und an einem gemeinsamen Qualifizierungsprozess mit der IBA Thüringen interessiert sind
- Ideen und Ausgangspunkte für unkonventionelle Wohn-, Beherbergungs-, Bildungs- und Beschäftigungsprojekte sowie kulturelle Strategien, um leerstehende Gebäude zu aktiveren und zukünftige Bewohnerinnen und Bewohner zu integrieren
Projektverfahren und Zeitschiene
Bis zu fünf Modellvorhaben sollen als IBA Kandidaten in den Qualifizierungsprozess aufgenommen und bis zur Realisierung begleitet werden. Werden sie nach der Qualifizierungsphase auf Empfehlung des IBA Fachbeirats als IBA Projekte nominiert, können sie Teil der Internationalen Bauausstellung Thüringen werden, die ihre Ergebnisse im Jahr 2019 zur Zwischenpräsentation und im Jahr 2023 zur Schlusspräsentation einer breiten Öffentlichkeit vorstellt.
- 4. Mai 2016 Öffentliche Bekanntmachung unter www.iba-thueringen.de/arrivalstadtland
- 27. Mai 2016 Informations-, Vernetzungs- und Arbeitstreffen für alle Interessierten in Weimar
- 30. Juni/1. Juli 2016 IBA Konferenz ‚LeerGut’. ‚Positionen zum Umdenken, Umprogrammieren und Umnutzen von Leerstand’ in Apolda
- 8. Juli 2016 Frist für die Einreichung für Rückfragen
- 15. Juli 2016, 24 Uhr Einreichung der Projektskizzen per E-Mail: arrivalstadtland[at]iba-thueringen.de
- Ende Juli Vorauswahl von bis zu zehn Bewerbern
- Juli/August Vor-Ort-Besuche potenzieller IBA Kandidaten
- September 2016 Vorstellung der Ergebnisse des Projektaufrufs im IBA Fachbeirat und Nominierung der IBA Kandidaten in einer öffentlichen Veranstaltung
- Ab Oktober 2016 Beginn des Qualifizierungsprozesses mit den neuen IBA Kandidaten
Weitere Informationen und den ausführlichen Projektaufruf finden Sie unter www.iba-thueringen.de/arrivalstadtland
Hintergrund LeerGut
‚LeerGut’ bestimmt als einer von fünf thematischen Schwerpunkten das Profil der IBA Arbeit. Dabei geht es um das Zusammenführen von leeren Gebäuden und neuen Nutzungsideen. Mit den Flüchtlingen ist dieses Thema höchst aktuell und drängend geworden. Aus gegebenem Anlass stehen Standards, Normen und Verfahren auf dem Prüfstand. Die IBA fragt: Wie wenig ist genug? Wie schnell müssen wir handeln? Wie entsteht daraus Baukultur?
Im Jahr 2016 widmet sich die IBA diesem Thema neben dem Projektaufruf ‚Arrival STADTLAND’ in zwei wichtigen Veranstaltungen:
Die IBA Konferenz am 30. Juni und 1. Juli im Eiermannbau in Apolda stellt Positionen zum Umdenken, Umprogrammieren und Umnutzen von Leerstand vor.
Im IBA Campus vom 15. bis 30. Juni entwickeln junge Architekten, Künstler und Designer Nutzungsideen für den seit 22 Jahren leerstehenden Eiermannbau.
Darüber hinaus stellt der Ideenaufruf der EKM ‚STADTLAND: Kirche. Querdenker für Thüringen 2017’ noch bis 30. Juni 2016 die Frage der Umnutzung von Kirchengebäuden in Thüringen in einer breiten Öffentlichkeit.
Hintergrund ‚Arrival STADTLAND’
Die globale Flüchtlingskrise mit ihren unmittelbaren lokalen Auswirkungen ist eine zentrale gesellschaftliche Herausforderung. Weltweit fliehen Millionen von Menschen vor Krieg und Gewalt und suchen eine Perspektive des Neuanfangs in stabileren Regionen. Die aktuelle Medienberichtserstattung ist sehr stark aus diesem Themenfeld geprägt.
Der Freistaat Thüringen wird in seinen ländlich geprägten Räumen oft nur unter dem Aspekt von Einwohnerrückgang und Schrumpfung gesehen. Die IBA Thüringen möchte die Chancen des Ankommens einer neuen Generation von Einwohnern herausarbeiten und diesen Prozess mit besonderer Aufmerksamkeit gestalten und begleiten. Dieses Engagement mündet in den Projektaufruf ‚Arrival STADTLAND’.
Der Name des Projektaufrufs setzt eine Gegenposition zu Doug Saunders Aussage eines urbanen, zentralisierenden Trends in seinem Buch ‚Arrival City‘. Darin beschreibt der Autor die Chancen, die sich aus den weltweiten Flüchtlingsbewegungen meist vom Land in Richtung Stadt ergeben. Die IBA Thüringen hingegen beschreibt mit STADTLAND den Freistaat Thüringen als ein dezentrales, leistungsfähiges Netzwerk, das sowohl aus dem Potential städtischer als auch ländlicher Qualitäten profitieren kann.
Abbildung: Projektaufruf Arrival STADTLAND (Copyright: IBA Thüringen)