Katastrophale Zustände in der Landesaufnahmestelle Suhl.
Flüchtlingsrat fordert Landesregierung auf, sofort Verantwortung zu übernehmen und Abhilfe zu schaffen!
Die Landesaufnahmestelle Suhl, welche 1.200 Menschen für eine vorübergehende Zeit Unterbringung bieten soll, ist aktuell mit ca. 1.800 Kindern, unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, Frauen und Männern überbelegt. Die bisher bereits extrem angespannte Situation wächst sich zu katastrophalen Zuständen aus.
Die Zimmer sind massiv überbelegt, die hygienische Standards sind schon seit Längerem nicht mehr eingehalten, die medizinische Versorgung ist bestenfalls rudimentär. Es mangelt an Schlafplätzen und vielem mehr. Unlängst wurde ein Spendenaufruf des Suhler Kirchenkreises gestartet, weil das Landesverwaltungsamt offensichtlich nicht in der Lage ist, die Menschen mit Decken und Handtüchern zu versorgen. Aktuell stehen den Flüchtlingen nicht einmal mehr 4qm² Wohnraum pro Person zur Verfügung. „Es werden grundlegende Standards nicht mehr eingehalten, von menschenwürdiger Unterbringung und Versorgung der geflüchteten Menschen ganz zu schweigen!" sagt Martin M. Arnold vom Flüchtlingsrat Thüringen e.V..
Steigende Flüchtlingszahlen sind keine Überraschung. Die Landesregierung muss sofort Alternativen der Unterbringung für die Neuangekommenen schaffen, anstatt sich in Gedankenspielen zu ergehen, wer außer ihnen selbst Schuld tragen könnte an der menschlichen und politischen Misere. „Anstatt sich über vermeintlich „richtige“ und „falsche“ Fluchtmotive von Asylsuchenden Gedanken zu machen, ist Handeln gefragt für alle neu Angekommenen in den Thüringer Erstaufnahmeeinrichtungen. Es gibt weder Menschen noch Flüchtlinge erster oder zweiter Klasse, niemand verlässt seine Heimat ohne guten Grund. Nicht etwa konsequente Abschiebungen fördern die Akzeptanz Geflüchteter in unserer Mitte, sondern ein verantwortungsvolles, humanes Unterbringungskonzept! „Es ist unverantwortlich, schutzsuchende Menschen aus dem Balkan für eine verfehlte Aufnahmepolitik verantwortlich zu machen. Dies spielt letztlich nur in die Karten der rassistsichen Stimmungsmacher*innen.“, so Arnold.
Der Flüchtlingsrat Thüringen e.V. fordert die Thüringer Landesregierung daher dringend auf, eine weitere Landesaufnahmestelle zu errichten, die Kommunen mit Geldern, Gebäuden, Wohnungen (auch unter Öffnung des privaten Wohnraummarktes durch Änderungen gesetzlicher Regelungen und durch Aufrufe an die Bevölkerung zur Bereitstellung von Wohnraum) zu unterstützen. Notquartiere wie Turnhallen o.ä. lehnt der Verein ab. Die Zeit in den Erstaufnahmelagern muss angesichts der drastischen Zustände so kurz wie möglich gehalten werden.
Weiterhin fordert der Verein einen "Flüchtlingsgipfel #2", zu welchem sich Vertreter*innen von Kommunen, Landespolitik, Flüchtlings- und Wohlfahrts-organisationen, Vertreter*innen antirassistischer Initiativen und Unterstützungsnetzwerke, Medienvertreter*innen etc. ausschließlich mit der jetzigen Unterbringungssituation beschäftigen und praktikable bis kreative Maßnahmen erarbeiten, wie die Unterbringung geflüchteter Menschen in Thüringen langfristig und nachhaltig menschenwürdig umgesetzt werden kann.
DEMONSTRATIONSAUFRUF vom Jugendverband REBELL:
„Haus der Solidarität“ statt Massenquartier:
Für eine fortschrittliche Flüchtlingspolitik!
Demonstration am Freitag, 07. August in Suhl: Die Auftaktkundgebung um 15:00 an der Robert-Koch-Str./Rudolf-Virchow-Str. Die Demo endet gegen 17:00 am Rathaus.
Die Bilder wurden uns vom Projekt Yalla-Connect zur Verfügung gestellt und zeigen die Zustände vor einigen Wochen. Die Situation hat sich mitlerweile zugespitzt. Hastig belegte und überfüllte Räume haben zum Teil keine Türen und Menschen mussten ohne Decken auf dem Boden schlafen.