Vor einem Jahr erwarte ein junges Paar in Thüringen ein Kind und wird dann durch eine Abschiebung getrennt. Erzählen konnten wir diese Geschichte bisher nicht. Die Betroffenen sind noch immer in Abhängigkeit mit der Ausländerbehörde und hatten Angst vor Repression. Dann haben wir gemeinsam mit ihnen, Freund:innen und Radio F.R.E.I. über ein Jahr an einem Hörspiel gearbeitet.
Odyssee - oder die Frage nach dem Rechtsstaat. Zum Tag des Flüchtlings erzählen wir nun diese dramatische Geschichte: Derja und Navid (Namen geändert) erwarten ihr erstes Kind und wägen sich, nach langer Flucht und in Deutschland angekommen, in Sicherheit. Doch vor einem Jahr wird der werdende Vater Navid plötzlich abgeschoben. Zurück bleibt die hochschwangere Derja, voller Angst und Zweifel wird ihr von Freund:innen und Engagierten geholfen. Nach einer dramatischen Odyssee lebt die junge Familie nun zusammen in Thüringen und erzählt ihre Geschichte.
- das Hörspiel online zum anhören bei Radio F.R.E.I. oder auf unserem Youtube-Kanal
- der A5 Fyler mit QR Code - A2-Plakate können wir auf Anfrage gerne zukommen lassen
- Bericht der Unterstützer:innen vom Februar 2020
In den vergangenen Jahren hat der Flüchtlingsrat viele Fälle wie der von Derja und Navid dokumentiert und äußert sich wie folgt:
Nach unserer Einschätzung werden bei Abschiebungen gehäuft Grundrechte verletzt. So wurden durch Abschiebungen Familien auseinandergerissen oder etwa zwei minderjährige Geflüchtete aus Schutzräumen wie Jugendhilfeeinrichtungen heraus abgeschoben. Oder der Abschiebungsversuch einer stationär behandelten Frau aus einem Krankenhaus, der noch in letzter Minute abgebrochen wurde. Auch 2020, im Jahr der weltweiten Covid-19-Pandemie, wurden Menschen aus Thüringen abgeschoben – dabei auch in Risikogebiete wie etwa Albanien.
Auch der grundrechtliche Schutz von Privatsphäre und Wohnung wurde bei einigen Abschiebungen aus Sammelunterkünften missachtet und Wohnungen Unbeteiligter durchsucht. Diese und weitere Fälle machen uns deutlich, dass Politik und Verwaltungshandeln mit einem Fokus auf Abschiebungen an der Grenze der Rechtsstaatlichkeit und durchaus auch darüber hinaus agiert. Viele Stimmen aus der Migrationsforschung und Menschenrechtsarbeit sagen, dass Abschiebungen kein Mittel einer humanen Migrationspolitik und Migrationssteuerung sein können.
Artikel 1 GG „Die Würde des Menschen [und nicht ausschließlich die der Menschen mit deutschem Pass] ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“