Landkreis Sonneberg plant neues Flüchtlingslager in einem kleinen Dorf an der Landesgrenze zu Bayern | Flüchtlingsrat fordert dezentrale Unterbringung
Der Landkreis Sonneberg plant zum Ende des Jahres das Flüchtlingslager in Sonneberg zu schließen. Nach einem Gespräch im Sonneberger Landratsamt Ende August 2012 wurde dem Flüchtlingsrat Thüringen mitgeteilt, dass Flüchtlinge stattdessen in Wohnungen untergebracht werden sollen. Nun wurde aber bekannt, dass im Gegensatz dazu ein neues Lager in Rotheul eröffnet und weitere Unterkünfte in Steinheid,
auch einer kleineren Ortschaft, angemietet werden sollen.
Die Flüchtlinge werden in Rotheul, einem kleinen Ort mit ca. 300 EinwohnerInnen direkt an der bayrischen Grenze, sozial und räumlich völlig isoliert sein. „Dies ist absolut nicht hinnehmbar. Diese Art der Unterbringung von schutzbedürftigen Menschen ist besonders diskriminierend, hat erheblichen Einfluss auf die Gesundheit der Betroffenen und schränkt wesentliche Grundfreiheiten der persönlichen Lebensgestaltung ein“ sagt Ellen Könneker vom Flüchtlingsrat Thüringen e.V.
Die Unterbringung in so kleinen Orten und abgelegenen Regionen widerspricht sogar der Thüringer Verordnung über Mindestbedingungen für den Betrieb von Gemeinschaftsunterkünften und die soziale Betreu-
ung und Beratung von Flüchtlingen und Asylsuchenden. Hier heißt es: „Um die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, sollen Gemeinschaftsunterkünfte möglichst in örtlicher Nähe zu medizinischen, schulischen und sonstigen Einrichtungen des täglichen Lebens eingerichtet werden“.
Der Flüchtlingsrat Thüringen fordert das Thüringer Innenministerium und das Thüringer Landesverwaltungsamt auf, die Neueinrichtung in diesen abgelegenen Regionen sofort zu unterbinden. Außerdem fordert der Verein die Wohnungsbaugenossenschaften, Vermieter und das Sozialamt des Landkreises auf, rasch über akzeptable Wohnungen in dengroßen Orten des Landkreises zu verhandeln. Es ist kaum nachvollziehbar, dass es einen Mangel an akzeptablem zur Verfügung stehendem Wohnraum in der Region geben soll.
In Sonneberg gibt es zumindest einige Beratungsstrukturen. So soll ab November ein Sprachkurs für Flüchtlinge bei der AWO beginnen. Bei der Diakonie gibt es ebenfalls ehrenamtlich organisierte Deutschangebote sowie einen interkulturellen Kochkurs. In Rotheul und Steinheid wird es keine Beratungsstrukturen für Flüchtlinge geben: man schickt die Flüchtlinge in die soziale Isolation.
Für Rückfragen: Ellen Könneker, Tel: 0361-2172720