Qualifizierung Ehrenamtlicher in der Flüchtlingsarbeit mit Schwerpunkt Gesundheit (2004-2005)

Das DGB-Bildungswerk Thüringen e.V. und der Flüchtlingsrat Thüringen e.V. sind Projektträger des Projektes "Qualifizierung Ehrenamtlicher in der Flüchtlingsarbeit mit Schwerpunkt Gesundheit ".

Es ist das Nachfolgeprojekt von Help! - Qualifizierung Ehrenamtlicher unter besonderer Berücksichtigung der Situation traumatisierter Flüchtlinge (2003/2004) Diese Projekte werden vom Europäischen Flüchtlingsfond gefördert. Ziel des Projektes ,Qualfizierung Ehrenamtlicher in der Flüchtlingsarbeit mit Schwerpunkt Gesundheit" ist die bedarfsgerechte Fortbildung von Ehrenamtlichen und Multiplikatorinnen mit dem Schwerpunkt der Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen in Thüringen. Als Fernziel soll das Projekt einen ersten Schritt hin zu Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Asylsuchenden sowie der Stärkung der Unterstützungsstrukturen leisten.

Ein Bestandteil des Projektes ist die erstmalige Qualifizierung von Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit zum Thema Gesundheitsversorgung. Indem es Fortbildungsangebote für MultiplikatorInnen verschiedener Träger unterbreitet, trägt es zu einer Vernetzung von Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen bei, die zu einer strukturellen Verbesserung der Beratungssituation für Flüchtlinge beiträgt. Zudem wird über das Projekt eine kontinuierliche Beratung für die gesundheitliche Versorgung von Asylsuchenden und deren Grundlagen angeboten.

Das Projekt knüpft an das Projekt ,Help! Qualifizierung Ehrenamtlicher unter besonderer Berücksichtigung der Situation traumatisierter Flüchtlinge" aus dem EFF-Antragsjahr 2003 an. In diesem Vorläuferprojekt wurden Ehrenamtliche in ihrer Beratungskompetenz gestärkt und Grundkenntnisse vermittelt. Hierauf baut das neue Projekt ,Qualifizierung Ehrenamtlicher in der Flüchtlingsarbeit mit Schwerpunkt Gesundheit" auf. Es bezieht die Erfahrungen des Vorläuferprojektes, dessen Auswertung und Evaluation ein.

Das Projekt bezieht sich dabei auf das kooperative Projekt ,Infonetz Asyl und Datenbank für FlüchtlingsberaterInnen" von PRO ASYL. Im einzelnen sind folgende Schwerpunkte und Methoden der Zielerreichung vorgesehen:

Fortbildung für Ehrenamtliche und MultiplikatorInnen

Die kompetente Beratung von Flüchtlingen und Asylsuchenden zu Gesundheitsfragen bedarf einer ständigen Fortbildung über aktuelle Entwicklungen im Bereich der Grundlagen und Auswirkungen auf die Sozialgesetzgebung. Der Abbau hauptamtlich getragener Beratungsangebote für Flüchtlinge in Thüringen hat eine Beratungslücke auch im Hinblick auf die Gesundheitsversorgung hinterlassen. Ehrenamtliche können diese allgemeine Beratungslücke nur teilweise kompensieren. Für eine geeignete Beratung zu Gesundheitsfragen wünschen und benötigen Ehrenamtliche Qualifizierungsangebote. Das Tätigkeitsfeld Fortbildung soll drei Schwerpunkte umfassen:

  1. Für Ehrenamtliche, die bereits Erfahrungen in der Flüchtlingsberatung haben, sowie für sonstige, auch hauptamtliche Sozialarbeiter, Betreuer und Behördenmitarbeiter, MultiplikatorInnen aus anderen Vereinen und Verbänden, wird eine Fortbildungsreihe angeboten. Diese besteht aus vier Tagesveranstaltungen, die sich mit spezifischen Fragen der Gesundheitsversorgung beschäftigen. Vorgesehen sind folgende Themen: 1. Asylbewerberleistungsgesetz - Gesetzliche Grundlagen und praktische Auswirkungen 1, 2. Asylbewerberleistungsgesetz - Gesetzliche Grundlagen und praktische Auswirkungen 2, 3. Gesundheitsversorgung für Asylsuchende in Thüringen - Einzelfälle und Handlungsmöglichkeiten, 4. Ergänzende Maßnahmen zur Gesundheitsversorgung durch Ehrenamtliche. Die Themen müssen dem Bedarf entsprechen, weshalb Änderungen im Ergebnis einer fortlaufenden Bedarfsfeststellung und aufgrund aktueller Entwicklungen möglich sind.
  2. Wochenendseminar für ehrenamtliche FlüchtlingshelferInnen Anfang Dezember 2004. Dieses Seminar richtet sich insbesondere an Ehrenamtliche und vermittelt bedarfsorientiert Orientierung und Qualifikation in der Flüchtlingsarbeit.
  3. Drei Informationsveranstaltungen (Halbtagsveranstaltungen) zu aktuellen Fragen des Flüchtlingsrechts, der Rechtsprechung und der Flüchtlingsarbeit. Hierzu werden qualifizierte ReferentInnen, z. B. RechtsanwältInnen, hinzugezogen werden. Diese Veranstaltungen richten sich an Interessierte und aktive und erweitern die Kompetenzen, die für die Beratungsarbeit notwendig sind. Die Themen sind aktuell bedeutsam und werden deshalb jeweils kurzfristig festgelegt.
  4. Regionale Veranstaltungen und Vortragstätigkeit auf Anfrage.

Dokumentation zur Gesundheitssituation von Asylsuchenden in Thüringen

Bisher wurde die Situation zur Gesundheitsversorgung von Asylsuchenden in Thüringen nicht systematisch erfasst. Anhand von besonders prekären Einzelfällen lässt sich mutmaßen, dass besonders in einigen Landkreisen akuter Handlungsbedarf besteht. Neben der Beratung zu Fragen und Grundlagen der Gesundheitsversorgung versucht das Projekt ,Qualifizierung Ehrenamtlicher in der Flüchtlingsarbeit mit Schwerpunkt Gesundheit" einen Überblick über die bestehende Situation in Thüringen zu erstellen. Zudem sollen aufgetretene oder auftretende markante Einzelfälle im Rahmen dieser Dokumentation erfasst werden. Ein ratgebender Leitfaden zur Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen soll die Dokumentation abschließen. Die Dokumentation soll verbreitet werden und zu einer Verbesserung der Gesundheitsversorgung beitragen.
Die mit der Dokumentation Beschäftigten sollen an der Fortbildungsreihe zum Asylbewerberleistungsgesetz teilnehmen.

Ausbau des schriftlichen Material- und Informationsservice

Aufbauend auf das Projekt ,Help! Qualifizierung Ehrenamtlicher unter besonderer Berücksichtigung der Situation traumatisierter Flüchtlinge" ( EFF-Antrag 2003) entwickelt das Projekt den schriftlichen Material- und Informationsservice mit dem Schwerpunkt der Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen weiter:
Regionalisierung der Verbreitung des ,Infodienst Asyl" von PRO ASYL an Personen und Einrichtungen in Thüringen, die in der Flüchtlingsarbeit und -beratung aktiv sind. Die Verbreitung erfolgt an Adressaten, die nicht über einen E-mail-Zugang verfügen, per Post. Personen und Einrichtungen, die über e-mail- und Internet-Zugang verfügen, werden über den ,Infodienst Asyl" informiert und darauf hingewiesen, dass und wie sie direkt in die Mailing-Liste von PRO ASYL aufgenommen werden können. Besondere Bedeutung haben Materialien zur Gesundheitssituation bzw. Gesundheitsversorgung von Asylsuchenden. Regionalisierung und Systematisierung des Post- und E-mail-Verteilers, mit dessen Hilfe Informationen des "Infodienst Asyl" sowie regionale Informationen gezielt an Einrichtungen, haupt- und ehrenamtlich Tätige entsprechend ihrer Arbeitsschwerpunkte weitergeleitet werden. Spezifizierung und Aktualisierung des Internet-Archivs auf der Homepage des Flüchtlingsrates und Werbung für die ,Datenbank für FlüchtlingsberaterInnen" bei PRO ASYL. Weiterhin sollen die Flüchtlingsrat-Infos im Netz zur Verfügung gestellt werden und für Thüringen relevante, die Gesundheitssituation von Asylsuchenden betreffenden Informationen sollen online aktuell ergänzt werden.

Beratung von Ehrenamtlichen

Da bei den Seminaren und Fortbildungen zur Qualifizierung Ehrenamtlicher überwiegend allgemeine und grundlegende Informationen mit dem Schwerpunkt Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen vermittelt werden können, unterstützt das Projekt diese Ehrenamtlichen

  1. in persönlichen Gesprächen
  2. bei telefonischen Anfragen
  3. mit schriftlichen Informationen.

Das Projekt baut auf die bereits im Rahmen des Projektes ,Help! Qualifizierung Ehrenamtlicher unter besonderer Berücksichtigung der Situation traumatisierter Flüchtlinge" (EFF-Antrag 2003) geleistete Beratung und Qualifizierung Ehrenamtlicher auf und kann daher besonders qualifizierte Ehrenamtliche motivieren, ihrerseits als MultiplikatorInnen tätig zu werden und weitere Ehrenamtliche zu beraten. Das einzelfallbezogene Unterstützungsangebot wird einerseits auf Nachfrage zur Verfügung gestellt. Andererseits soll regelmäßiger Kontakt zu den Ehrenamtlichen gehalten werden, um deutlich zu machen, daß ihnen in problematischen Situationen Ansprechpartner zur Verfügung stehen.

Supervision

Für Ehrenamtliche und hauptamtliche MultiplikatorInnen ohne Supervisionsangebot wird ein Supervisionsangebot bestehend aus 4 Sitzungen unterbreitet. Die Supervision soll helfen, Konflikte und schwierige Fragen zu klären und so ehrenamtliches Engagement auch langfristig zu ermöglichen. Besonders im Bereich der Gesundheitsversorgung sind die Beratenden häufig sehr leid- und stressvollen Situationen ausgesetzt.